Skip to main content

Freitag, 27.10.2023
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

Chutney, Brotaufstriche, Tee: Diese Produkte der Werkstatt Triskele aus Wennigsen sind im Supermarkt ein Renner

Das Projekt „Liebe²“ der Triskele Wennigsen ist ein Erfolg. Mit ihren selbsthergestellten Chutneys und Brotaufstrichen ist die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen mittlerweile in den Regalen mehrerer Supermärkte vertreten. Jetzt laufen die Vorbereitungen für den Adventsbasar.

Wennigsen. Es wird gebastelt, gekocht und gewerkelt: Es ist 10 Uhr vormittags und in der Triskele Wennigsen, die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen herrscht geschäftiges Treiben. Am 18. November findet der öffentliche Adventsbasar in der Einrichtung an der Albert-Einstein-Straße statt und dafür müssen fleißig noch weitere Sterne, Kerzenständer und Kaminanzünder produziert werden.

„Ich färbe selbst gezogene Kerzen. Dafür muss ich sie zweimal in roten Wachs tauchen, damit die Farbe am Ende auch kräftig genug ist“, sagt Jan-Jorma Kanter, während er vorsichtig eine noch warme Wachskerze zum Trocknen aufhängt. An der Freien Martinsschule Hannover-Laatzen habe er Kerzenziehen als Abschlussarbeit gemacht, erzählt er. Daher hätte er schon Erfahrungen damit gehabt und gewusst, dass ihm diese Aufgabe Spaß macht.

Sinnstiftende Aufgaben

Die Menschen, die bei Triskele arbeiten, haben geistige oder psychische und seelische Beeinträchtigungen. Die Werkstatt ist in fünf Bereiche aufgeteilt, in denen aktuell 35 Menschen mit Assisstenzbedarf arbeiten. Neben Kunst und Handwerk gibt es noch die Bereiche Lebensmittelverwertung, Küche, Garten und Textil. Außerdem gehört zur Triskele noch eine Tagesförderstätte. „Alle betreuten Menschen haben bei uns einen festen Arbeitsbereich, in dem sie tätig sind. Aber wenn sie Veränderung brauchen oder wir merken, dass ihre Fertigkeiten in einem anderen Bereich mehr gefördert werden, besteht immer die Möglichkeit zu wechseln“, sagt Werkstattleiter Senay Terefe.

Ziel einer solchen Werkstatt wie der Triskele ist es, behinderten und beeinträchigten Menschen sinnstiftende Aufgaben zu ermöglichen. Neben wirtschaftlich verwertbaren Leistung geht es auch darum, die Mitarbeitenden pädagogisch zu fördern und eine Tagesroutine zu entwickeln. Erreicht wird das durch strukturierte Abläufe wie etwa die tägliche Morgen- und Abendrunde.

„Ich habe mich gefragt, was mich glücklich macht“

Seit Februar ist Senay Terefe bei Triskele tätig, seit April leitet er die Werkstatt. Damit hat sich sein berufliches Umfeld um 180 Grad gewendet: Zuvor arbeitete er in der Baustoffindustrie. „Viel Geld verdienen ist toll. Aber ich habe mich gefragt, was mich glücklich macht und was mein Beitrag an die Gesellschaft ist. Der war mir bei meiner vorherigen Arbeit nicht genug“, sagt Terefe. Er sei dankbar, sowohl von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch vom Team so herzlich aufgenommen worden zu sein und das Vertrauen geschenkt bekommen zu haben, die Aufgaben der Leitung zu übernehmen.

Jetzt, ein halbes Jahr später, blickt der neue Chef auf seine Anfangszeit in der Triskele zurück: „Ich bin ohne Ideen zur Veränderung gekommen, denn ich wollte der Einrichtung nichts überstülpen“, sagt er. Zunächst sei es ihm wichtig gewesen, die Menschen hier kennenzulernen, um dann möglicherweise gemeinsam etwas zu verändern.

Die bereits laufenden Projekte wurden dieses Jahr ausgebaut. So wie die Kooperation mit Edeka Ladage in Wennigsen: Obst und Gemüse, das nicht mehr verkauft werden kann, spendet Edeka an die Werkstatt. Die Beschäftigten stellen daraus neue Produkte wie Ketchup, Soßen und Marmelade her, die dann bei Edeka unter dem Label „Liebe²“ wieder verkauft werden. So stecke hinter jedem Produkt ein Nachhaltigkeitsgedanke, sagt Terefe.

Triskele-Produkte bald in noch mehr Supermärkten

Inzwischen ist ein weiterer Edeka in Gehrden hinzugekommen. „Das Projekt lebt und wächst“, kommentiert Terefe erfreut. Es sei wichtig, dass die Arbeit der betreuten Menschen draußen Anklang finde, betont der Werkstattleiter. „Wir wollen nicht in einer Blase leben, deshalb freuen wir uns besonders, dass wir dieses Jahr unsere Verflechtungen nach außen erweitern konnten.“

Der Triskele-Arbeitsbereich „Garten“ pflanzt jetzt auch Salbei an und stellt daraus Tee zum Verkauf her. Auch die Küche hat ihre Produktion hochgefahren: So bekommt inzwischen nicht mehr nur der Kindergarten Pusteblume sein Mittagessen von der Triskele-Behindertenwerkstatt, auch für die neue Waldorf-Kita im Eschenhaus gegenüber wird jetzt jeden Mittag frisch gekocht. Das sind bis zu 70 Essen, die täglich hergestellt werden müssen. Der neue Werkstattleiter ist zufrieden: „Ich durfte neue Bereiche kennenlernen und schätze die gemeinsame Gestaltungsarbeit mit den Menschen hier sehr“, sagt er.

Der Adventsbasar der Triskele in der Albert-Einstein-Straße 2f findet am Sonnabend, 18. November, von 14 bis 17 Uhr statt. Mehr Informationen gibt es im Internet auf triskele-wennigsen.de.

HAZ

Weitere Artikel