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Dienstag, 06.09.2022
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

Freiwilliges Soziales Jahr bei Triskele: „Ameli-Louise ermöglicht die Teilhabe am Leben“

Die 18-jährige Ameli-Louise aus Wennigsen absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Triskele-Werkstatt für behinderte Menschen. „Sie ermöglicht Menschen mit Assistenzbedarf die Teilhabe am Leben“, sagt Leiter Uwe Dietrich.

Wennigsen. Selbst für gut ausgebildete Fachkräfte ist es gelegentlich eine Herausforderung, Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen. In einer „Werkstatt für behinderte Menschen“ (WfbM) – so lautet die offizielle Bezeichnung – ist unter anderem heilpädagogisches und heilerziehungspflegerisches Personal dafür zuständig, die begleiteten Menschen bei Aufgaben oder Produktionstätigkeiten anzuleiten. Die 18-jährige Ameli-Louise Bertram aus Wennigsen hat sich dazu entschlossen, dabei eine Zeit lang mitzuhelfen. Die junge Frau absolviert zurzeit in der Triskele Werkstatt in Wennigsen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). „Es zeichnet sich ab, dass ich diesen Berufsweg einschlagen möchte“, sagt Bertram.

Seit die junge Frau ihr FSJ im August bei Triskele begonnen hat, verbringt sie in der Einrichtung an der Albert-Einstein-Straße unter anderem viel Zeit mit einer 25-jährigen Frau mit einem diagnostizierten Down-Syndrom – und mit Carlos. Ihre Zusammenarbeit mit dem 18-Jährigen ist von dessen geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen geprägt. Ihm müsse sie die „Nahrung anreichen“, sagt der Werkstattleiter Uwe Dietrich.

Für die Triskele-Werkstatt ist der Einsatz der 18-jährigen Bertram eine Premiere: „Ameli-Louise hat sich initiativ bei uns für ein FSJ beworben. Weil es bei uns so eine Stelle noch nicht gab, mussten wir erst ein FSJ-Anerkennungsverfahren durchlaufen“, sagt der Diplom-Pädagoge und Heilpädagoge. Dietrich beschreibt diesen Prozess als beispielhaft für die Arbeit der Einrichtung. „Wir reagieren auf die Anfragen des Lebens.“

„Ich möchte beeinträchtigte Menschen unterstützen“

Die 18-Jährige begründet ihre Bewerbung für das FSJ mit einer notwendigen Phase für die berufliche Orientierung. „Nachdem ich an der Freien Waldorfschule Sorsum meinen erweiterten Realschulabschluss gemacht hatte, wusste ich nicht so recht, ob ich eine Ausbildung oder das Fachabitur machen soll“, sagt sie. Sie habe aber in der zwölften Klasse schon einmal ein dreiwöchiges Praktikum bei Triskele absolviert.

„Ich möchte jetzt wohl auch einen Beruf im sozialen Bereich erlernen und beeinträchtigte Menschen unterstützen“, sagt Bertram. Diesem Wunsch liegt nach ihren Angaben der Umgang mit ihrem Großcousin zugrunde – der auch von körperlichen und geistigen Auswirkungen des Down-Syndroms betroffen sei.

Bei Triskele arbeitet sie nun im FSJ mit insgesamt zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen – darunter Heilpädagogen und Heilerziehungspfleger, aber auch Fachkräfte wie ein Koch und ein Gärtner. Sie begleiten insgesamt 42 Beeinträchtigte. „In der Werkstatt arbeiten Menschen, die nicht in der Lage sind, wirtschaftlich verwertbare Produkte herzustellen“, sagt Leiter Dietrich. Angegliedert sei eine Tagesförderstätte für besonders großen Unterstützungsbedarf.

Triskele wird laut Dietrich vom Staat finanziert – über Zuschüsse für die verschiedenen Gruppen von Förderbedarf. Vom Verkauf der Produkte aus Werkstatt, Küche und Garten erwirtschaftet die Einrichtung Löhne für die unterstützten Mitarbeiter. Zu den Dienstleistungen zählen aber auch Gartenarbeiten.

Ameli-Louise wird vormittags in der Tagesförderstätte eingesetzt. Nachmittags hilft sie in der Küche dabei, Tätigkeiten anzuleiten. „Aufräumen, Regale freiräumen, desinfizieren“, zählt die junge Frau auf. Als Projektarbeit habe sie spezielle Gebrauchsanweisungen angefertigt. „Für Menschen, die nicht lesen können: mit Piktogrammen und Fotos“, sagt Bertram. Im Einrichtungsgarten helfe sie dem gleichaltrigen Carlos beim Gießen.

Aufgaben im Sinne des inklusiven Gedankens

Die 18-Jährige lebt noch mit ihren drei jüngeren Brüdern bei den Eltern in Wennigsen. „Zum FSJ kann ich mit dem Fahrrad fahren“, sagt sie. Für ihre Tätigkeiten bei Triskele und die Aufgaben der Einrichtung gibt es eine offizielle Bezeichnung „Förderung und Unterstützung zur Integration in den Arbeitsmarkt“, sagt Leiter Dietrich. Er hat aber auch eine einfühlsamere Formulierung parat: „Ameli-Louise und Triskele ermöglichen den Menschen mit Assistenzbedarf eine Teilhabe am Leben – ganz im Sinne des inklusiven Gedankens.“

Besucher können sich von dieser Arbeit am Sonnabend, 10. September, einen Eindruck verschaffen. Die gemeinnützige Gesellschaft Triskele Wennigsen lädt für 14 bis 18 Uhr zu einem Tag der offenen Tür in den Räumen an der Albert-Einstein-Straße 2 f-h ein. Angeboten werden Führungen, ein Workshop, musikalische Umrahmung, Kinderaktionen, Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltes und Getränke. Außerdem werden Triskele-Produkte verkauf

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