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Donnerstag, 18.08.2022
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

Obst und Gemüse weiterverarbeiten statt wegwerfen: Edeka und Triskele starten in Wennigsen Verkauf von Liebe²-Produkten

Krumme Karotten weiche Tomaten, zu große oder zu kleine Birnen: Mit dem Weiterverarbeiten von überreifem und anderweitig nicht verkaufbarem Obst und Gemüse rettet die Triskele-Werkstatt für behinderte Menschen und Edeka Ladage in Wennigsen Lebensmittel vor dem Abfallcontainer. Am Donnerstag ist der Verkauf der Liebe²-Produkte gestartet.

Wennigsen. Für den Verkauf nicht mehr geeignet, aber zum Wegschmeißen viel zu schade: In dem sie das bei Edeka Ladage aussortierte Obst und Gemüse zu Produkten weiterverarbeitet, leistet die Triskele-Werkstatt für behinderte Menschen einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Unter dem Produktnamen Liebe² (Liebe hoch zwei) landen überreife Tomaten, Äpfel und Co als Suppen, Pesto, Chutney und Ketchup am Ende wieder im Regal des Supermarktes an der Hauptstraße. Am Donnerstag startete der Verkauf.

Krumme Karotten, weiche Tomaten, zu große oder zu kleine Birnen – oft bleibt Obst und Gemüse, das optisch nicht perfekt aussieht, im Regal liegen. Dabei sind diese Produkte nicht verdorben und könnten bedenkenlos verzehrt werden. Mit Liebe² bekommen sie in Wennigsen nun eine zweite Chance. „Damit setzen wir ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung“, erläutert Steffen Döring, Geschäftsführer von Edeka Ladage.

Produktion unter strengen hygienischen Auflagen

Das von Edeka Minden-Hannover mittlerweile in 38 Märkten umgesetzte Projekt setzt zudem auf Integration und Teilhabe. „Dank unseres tollen Kooperationspartners Triskele produzieren Menschen mit Behinderungen nach eigenen Rezepturen diese hochwertigen Produkte. So bleibt auch die Wertschöpfung unmittelbar in der Region“, erläutert Vertriebsleiter Detlef Matz. Mehr noch: „Unseren betreuten Mitarbeitern bringt es viel für ihr Selbstwertgefühl, ein Produkt herzustellen, das in die Öffentlichkeit geht und gebraucht wird“, verdeutlicht Triskele-Betriebsleiter Uwe Dietrich, die soziale Komponente des Projektes.

Mitarbeiter der Werkstatt holen das aussortierte Obst und Gemüse einmal wöchentlich direkt bei Edeka Ladage ab, wo es bereits vorsortiert wird. Zubereitet werden die Produkte unter strengen hygienischen Vorgaben in der hauseigenen Küche, die man eigens zu diesem Zweck für 20.000 Euro erweitert und mit notwendigen Geräten ausgestattet hat. 10.000 Euro Förderung gab es von der Stiftung der Sparda-Bank Hannover.

So werden unter der Leitung von Koch und Lebensmitteltechniker Felix Hirsch je nach Lieferung sechs Produkte zubereitet und in Gläser abgefüllt: Tomatenketchup, Pesto Rosso, Apfel-Birnen-Chutney, Paprika-Karotten-Chutney und Paprika-Karotten-Kokos-Suppe in scharf und mild. „Jedes Produkt wurde natürlich von einer Jury vorgekostet und für gut befunden“, sagt Döring.

Edeka arbeitet an weiteren Kooperationen

Das Ergebnis ist eine Win-win-Geschichte für alle Beteiligten. „Die Idee für ein zweites Leben in Form von Suppen und Chutneys greift altbewährtes Wissen auf: nämlich vorhandene saisonale und regionale Lebensmittel einzukochen, haltbar zu machen und zu jeder Jahreszeit zu genießen“, sagt Triskele-Geschäftsführer Uwe Nordhausen.

Auch Harpreet Ahluwalia, Leiter Regionaleinkauf von Edeka West/Nordwest und Initiator von Liebe², war beim Verkaufsstart in Wennigsen begeistert von der Qualität der Produkte. „Das Gemeinschaftsprojekt ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Partnern und aktuell schon in der Planung weiterer Kooperationen“, kündigte er an.

Keine Konkurrenz zu den Tafeln

Ob neben dem Standort in der Wennigser Hauptstraße noch weitere Ladage-Märkte die Triskele-Produkte ins Sortiment aufnehmen, steht noch nicht fest. Laut Koch Felix Hirsch könne man mit der jetzigen Mannschaft und Ausstattung 100 bis 200 Gläser pro Woche produzieren. Ladage-Geschäftsführer Döring betonte indes, dass die Kooperation keine Konkurrenz zu den Lieferungen an die Tafeln darstellt. „Das läuft weiter wie bisher“, stellte er klar. Hier gehe es um überreife Ware, die so auch für die Tafeln nicht mehr geeignet sei. „Für uns sind auch weiche Tomaten mit Druckstellen dagegen kein Problem“, so Hirsch. Im Gegenteil: „Je reifer sie sind, desto aromatischer ist der Geschmack. Das kommt den Produkten sogar zugute.“

Je nach Produkt liegt der Verkaufspreis pro Glas zwischen 2,99 bis 3,49 Euro. Abzüglich Mehrwertsteuer geht der gesamte Erlös an die Triskele-Werkstatt und deren Mitarbeiter.

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